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„Ihnen sehr herzlich...“ – Über Bücher mit Autorenwidmungen

Aggiornamento: 11 dic 2019

Von Urban Walder


Bücher mit der Signatur des Autors haben einen besonderen Reiz, der noch grösser wird, wenn neben der Unterschrift auch noch eine Widmung enthalten ist. Dies gibt dem Buch etwas Einmaliges. Solche Exemplare haben eine Geschichte, die eigentlich nur der Autor und der Widmungsträger kennen.


Aus den Widmungen kann manchmal Interessantes erkannt werden. Oft gibt schon das Schriftbild einen ersten Eindruck vom Autor. Manchmal ist in der Widmung auch ein inhaltlicher Hinweis zum Buch enthalten, oder etwas, das darüber hinausweist.


Oft stellt sich die Frage, warum sich der Widmungsempfänger von diesem Buch getrennt hat. Das schöne Wort, wonach Bücher ihre Schicksale haben (Habent sua fata libelli) bewahrheitet sich hier einmal mehr.


Anhand von ein paar Beispielen sollen einige Gedanken zu Büchern mit sehr unterschiedlichen Widmungen gemacht werden. Dabei werden nur Exemplare gezeigt, welche nicht einer namentlich genannten Person gewidmet sind, andernfalls sind die vollen Namen abgedeckt.




Christa Wolf: „Eines der ersten Exemplare...“


Christa Wolfs Erzählung „Der geteilte Himmel“ erschien 1963 im Mitteldeutschen Verlag, Halle (Saale), mit Illustrationen von Willi Sitte. Christa Wolf widmet „eines der ersten Exemplare“ einer Dunja, welche bemerkenswerter Weise gesiezt wird. Wer die Adressatin der Widmung war, lässt sich heute kaum noch feststellen. Interessant wäre es überdies, den Weg zu kennen, auf welchem dieses Buch nach Zürich gelangt ist, wo es im Jahr 1986 auf einem Bücherbasar gefunden wurde. Es ist ein Beispiel einer sehr persönlichen Widmung. Der Hinweis, dass es eines der ersten Exemplare ist, gibt einem geradezu das Gefühl, dass es frisch ab Druckerpresse genommen wurde.




Albert Vigoleis Thelen: „Dem unbekannten Leser...“


Albert Vigoleis Thelen (1903 – 1989) wurde vor allem mit seinem Buch „Die Insel des zweiten Gesichts. Aus den angewandten Erinnerungen des Vigoleis“ bekannt. Dieses erschien 1953, als Thelen also bereits fünfzig Jahre alt war. Schauplatz des Buches ist Mallorca, wo Thelen zusammen mit seiner Frau Beatrice zwischen 1931 und 1936 lebte. Thelen bezeichnet das Buch weder als Roman noch als Autobiografie. In seiner Widmung vom August 1964 spielt Thelen indes auf den autobiografischen Hintergrund des Buches an, wie er ja auch schon aus dem Untertitel vermutet werden kann. Anders als bei den meisten Widmungsexemplaren fehlt hier bemerkenswerter Weise die Unterschrift des Autors.



Gertrud Leutenegger: „Ihnen sehr herzlich...“


Die Schweizer Schriftstellerin Gertrud Leutenegger (geb. 1948) hat nach dem Roman „Vorabend“ (1975) im Jahr 1977 den Roman „Ninive“ veröffentlicht. Die Widmung aus dem Erscheinungsjahr ist sehr schlicht und schön. Es geht nicht hervor, welchem Geburtstagskind das Exemplar gewidmet ist.



Otto F. Walter: „Mit Genossengruss...“


Otto F. Walter (1928 – 1994) wurde in Rickenbach (SO) geboren, war Verleger und Schriftsteller. Er war der Bruder von Silja Walter. Seine Widmung ist offenbar an einen Parteifreund gerichtet (aus Diskretionsgründen ist der Nachname hier abgedeckt). Otto F. Walter war bekanntlich auch politisch stark engagiert, was in der Widmung zum Ausdruck kommt.



Herbert Haag: „...nicht müde werden, das Gute zu tun“


Herbert Haag (1915 – 2001) war röm.-kath. Theologe und Bibelwissenschafter. Er lehrte Altes Testament an der Theologischen Fakultät Luzern und an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. In seinem Buch geht es um die Fragen rund um das Böse, insbesondere auch aus theologischer Sicht (wo liegt der Ursprung des Bösen, ist es auch von Gott geschaffen, warum lässt Gott das Böse zu?). In seiner Widmung zitiert Herbert Haag aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater: „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9). Gutes zu tun ist wohl die beste Art, das Böse zu überwinden.



Bischof Anton Hänggi: „Ut unum sint -“


Als Bischof von Basel (1968 - 1982) war Anton Hänggi (1917 - 1994) die Ökumene ein grosses Anliegen. Seine Zeit als Bischof von Basel fiel in eine Aufbruchsphase der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Sein Motto als Bischof stammt aus dem Johannesevangelium: „Ut unum sint – dass sie eins seien damit die Welt glaube... (Jo 17,21). Dies hat er dann auch als Widmungstext in seiner Festschrift verwendet, welche ihm zum 75. Geburtstag gewidmet wurde.



Silja Walter: „+ Pax“


Silja Walter (1919 – 2011), geboren in Rickenbach (SO) lebte ab März 1948 als Schwester Maria Hedwig im Benediktinnerinnenpriorat Kloster Fahr bei Unterengstringen. Sie war die Schwester von Otto F. Walter. Ihre Widmung aus dem Sommer 1970 ist unübertrefflich kurz, aber gerade in dieser Kürze sehr eindringlich mit dem christlichen Friedensgruss „+ Pax“. Länger ist dafür die eigentliche Signatur, welche neben dem Ordensnamen auch den bürgerlichen Namen aufführt, unter welchem sie ihre literarischen Werke veröffentlicht hat.



Annette von Droste-Hülshoff: „...Hüterin ihres Erbes...“


Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848) lebte ab 1841 in Meersburg am Bodensee, wo sie am 24. Mai 1848 verstarb.

Die Widmung in der Werkausgabe stammt von Helene Freifrau von Bothmer (1908 – 1996). Sie hat sich als Hüterin des Erbes der Dichterin in Meersburg sehr grosse Verdienste erworben. Eine leibliche Urgrossnichte war sie allerdings nicht, sondern wurde dies durch Heirat mit einem Urgrossneffen der Dichterin. Helene Freifrau von Bothmer wurde als Marta Helene Davis in den USA geboren und kam 1938 erstmals nach Deutschland. Sie hat ein sehr abwechslungsreiches Leben geführt. Mit der Widmung in den Werken der Droste kreuzen sich somit zwei sehr unterschiedliche und überaus bemerkenswerte Frauenleben.



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